Aus: "Berner Zeitung", 8.8.2005

Am Anfang steht eine Begegnung zwischen Mozart und Casanova. Mozart (Alexander Schneider) ist bei der Komposition seines "Don Giovanni" stecken geblieben, und Casanova (Wolfgang Holzmair) wirkt als Muse, indem er über verschiedene Erlebnisse aus seinem vielfältigen Sexleben berichtet.

Da ist beispielsweise die Nonne, die entweder gar keinen oder grad zwei Liebhaber gleichzeitig will. Da ist die Ehefrau, die vor dem Rendezvous mit dem Geliebten dafür sorgen will, "dass mein Mann zweimal kommt, so wird er ermattet sein und nichts merken". Und da ist der Mann, der nicht realisiert, dass er mit der falschen Frau schläft. Rahmenhandlung für diese italienisch gesungenen Episoden ist das deutsche Gespräch zwischen Mozart und Casanova. (...)

Als dritte geklaute Ebene kommt die Dramaturgie hinzu, die mit ihren Episoden - in der Reihenfolge variabel - von "Hoffmanns Erzählungen" übernommen scheint.

Die Musikgeschichte als Selbstbedienungsladen? Wenn das Resultat so originell daherkommt, ist nichts dagegen einzuwenden. Das Zitieren hat auch in die Regie von Joachim Rathke Eingang gefunden, etwa wenn Mozart am leeren Tisch "Dinner for One" parodiert.

Und schließlich die vier Frauen, die von der Aufmachung her völlig austauschbar beim Champagner darauf warten, dass sie vernascht werden. Sexistisch, politisch unkorrekt, wunderbar. (...) Doch am Schluß rächen sie sich für ihre eigene Geilheit, indem sie Casanova in aller Liebe abschlachten: "Und in gleiche Teile werden wir dich zerschneiden,so wirst du auf ewig unser sein."

Die Oper wird am Sonntag, 14.August, um 19.30 Uhr von Radio DRS 2 ausgestrahlt.

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