Aus: „Kieler Nachrichten“, 15.1.2020

Anne Gothsch: „Vom Wert der Gemeinschaft“
Gelungene Theaterpremiere in Plön: „Überlebende im All“ mit fast 20 Laiendarstellern aus unterschiedlichen Ländern

Mit einer beeindruckenden Premiere des Stückes „Überlebende im All“ überzeugten die Darsteller und Akteure am vergangenen Wochenende in der vollbesetzten Plöner Schiffsthal-Aula. Das Publikum bedankte sich mit tosendem, kaum enden wollenden Applaus.
Bis zur letzten Minute hatten die Mitwirkenden des knapp 20-köpfigen Ensembles aus unterschiedlichen Ländern vorab noch geprobt, denn eine halbe Stunde vor Beginn der Aufführung war der Regisseur Joachim Rathke aus Laboe längst noch nicht mit allen Szenen zufrieden. Doch als die ersten Zuschauer im Foyer schon zu hören waren, bedankte sich Rathke bei allen Mitwirkenden, sparte nicht mit Lob und schien mit den Worten „Wir schaffen das, egal was passiert. Ich bin bei Euch. Ihr seid großartig“ das Lampenfieber und die letzten Zweifel der Laiendarsteller weggeblasen zu haben.
Denn als sich wenige Minuten später der Vorhang zur Uraufführung des Stückes „Überlebende im All“ öffnete, lief alles wie am Schnürchen. Auch bei den längeren Dialogen, die für die Darsteller schon alleine deshalb sehr anspruchsvoll waren, weil Deutsch für die Mehrzahl eben nicht die Muttersprache ist, gab es keine Texthänger.
„Überlebende im All“ knüpft gewissermaßen an das 2018 aufgeführte Stück „Überlebende am Strand“ an, für das Joachim Rathke ebenfalls das Buch geschrieben und Regie geführt hatte. Es endete damals damit, dass sich eine Gruppe Menschen unterschiedlicher Herkunft auf die Reise ins Weltall machen wollte, weil das Leben auf der Erde ihnen keine Perspektive bot.
Im aktuellen Stück landen die Mitwirkenden aus Armenien, Afghanistan, Syrien, dem Iran sowie aus Deutschland nach einem kräftezehrenden Flug im Kälteschlaf gut 3000 Jahre später auf dem Planeten Pi. Doch dort sind sie nicht allein. Sie treffen auf merkwürdige Bewohner, von welchen sie zuerst neugierig, sehr bald aber feindselig beäugt werden. Und schnell sind sich die Planetenbewohner darin einig, dass die fremden Eindringlinge für das Schwarze Loch verantwortlich sein müssen, das die Lebensgrundlage auf dem Planeten Pi bedroht. Also werden die Fremden zunächst weggesperrt, bevor es zu ersten vorsichtigen Annäherungen kommt.
Das Stück zeigt, wie einander fremde Kulturen miteinander umgehen, einander ergänzen und unterstützen, sich aber auch gefährlich werden können. Wenigstens schafft die einheitliche Sprache, „die sie alle monate- und jahrelang gebüffelt haben“, Verbindung und könnte ihre Rettung sein.
Am Ende zeigten sich viele Zuschauer beeindruckt von der Spielfreude und -intensität der Laienschauspieler sowie von der Leistung des Regisseurs, ein solch schwieriges Thema unterhaltsam und berührend zu verpacken.
„Überlebende im All“ entstand auf Initiative und mit organisatorischer Unterstützung der Koordinatorin für Integration und Teilhabe des Kreises, Magdalena Wassink. Das Projekt wird gefördert durch den Kreis Plön, die Reklamewerkstatt Laboe und den Verein Getra e.V. sowie durch die Hans-Christian Andersen-Stadtteilschule in Kiel. In den nächsten Monaten sind weitere Aufführungen an unterschiedlichen Orten der Region geplant. Die genauen Termine stehen noch nicht fest.


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