Aus dem Programmheft zu "Kein Ort. Nirgends"

2011: Eine Gruppe Menschen auf der Sinnsuche.
Gestrandete Seelen, die in unserer Zeit des Werteverfalls einen Platz im Leben zu definieren hoffen.
2011, kein Ort nirgends, 200 Jahre nachdem zwei Menschen aus ähnlichen Motiven am Kleinen Wannsee in Berlin in den Tod gingen.
Während Heinrich von Kleist und Karoline von Günderrode sich in der Realität nie begegnet sind, erschuf Christa Wolf Ende der 70er Jahre eine andere Wirklichkeit: in ihrem Text „Kein Ort. Nirgends“ treffen sie sich 1806 zufällig auf einer Teegesellschaft, wenige Jahre, bevor jeder der beiden sich umbringt. Zwei Sinnsuchende in Zeiten des Umbruchs.
Unsere Inszenierung von Anno Schreiers Oper versucht, beide Versionen der Wirklichkeit zu ignorieren und im Libretto und in der Musik dieses autonomen Werkes einer eigenen Realität nachzuspüren.
Welche Wege gehen haltlose Menschen heutzutage, wo suchen sie Hilfe? Im Dschungel der Psycho- und Esoterik-Szene finden sich nicht nur harmlose Angebote; es droht die Gefahr, sich in Sekten zu verlieren.
Der Ort Kleistgrab als Modellversuch, über den Abgrund der Jahrhunderte hinweg moderne Menschen zu zeigen: ein Häuflein Orientierungsloser, welche verzweifelt bemüht sind, auf dem Umweg über die Romantik zu sich selbst zu finden.
Dabei lassen der Text und die Musik der Oper sogar die Möglichkeit eines Happyends zu...
Joachim Rathke


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