„Der Ring des Nibelungen“ in Leipzig 2013 – Konzeptpapier

Eine Geburtstagsfeier für Richard Wagner, die, mit dem „Rheingold“ ausgehend vom 60jährigen Geburtstag im Jahre 1873, wie ein Ritual zyklisch durch die Jahrzehnte hinweg immer wieder begangen wird. Im Jahre 2013 kommen wir mit „Götterdämmerung“ in der Gegenwart und damit auch in der Realität an, Fiktion und Wirklichkeit verschmelzen. Gleichzeitig ist die Erinnerung an die gewesenen Jahrhunderte lebendiger denn je: längst verstorbene Personen und Figuren werden wieder lebendig.

Der „Ring“: ein breit sich entfaltendes Universum von Alben, Zwergen, Menschen – ganzer Weltenkosmos und Menschheitsgeschichte.
Die Familie des Komponisten: ein sich immer weitergehend verzweigender Stammbaum, ein Klan, der, über die Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg das Erbe Richard Wagners bewahrend, von ihm zehrt. Zudem größte innerfamiliäre Spannungen als Grundthema.

Das Ritual der Geburtstagsfeier findet immer wieder im Hause der Familie statt, am großen Tisch. Dieser Tisch (aus dem Holze der Weltesche) ist das Zentrum auch unserer Inszenierung: Ort des Zusammen- und Aufeinandertreffens, des Lebens und Sterbens der Handelnden, Bühne der Handlung, Walhall, Walkürenfelsen und Scheiterhaufen in einem. Extrem wandlungsfähig gebaut und tatsächlich riesengroß; dabei doch flexibel in der Aufstellung und unabhängig von äußeren Gegebenheiten – sowohl auf einer Guckkastenbühne als auch in einer freier gestalteten Örtlichkeit kann diese Inszenierung stattfinden.

Da die Handlung also durch die Jahrzehnte von 1873 bis 2013 mäandert, werden die Kostüme eine besondere Herausforderung sein: fast filmisch genau muss jede Jahresstation eingefangen werden, stilecht und mit großer Präzision.

Gleichzeitig nehmen wir Bezug auf berühmte und wegweisende Inszenierungen der Rezeptionsgeschichte des Werkes (so finden sich Zitate aus der Uraufführungsinszenierung, aus Cosimas und Siegfrieds Deutungen, aus Wieland Wagners Neubayreuther Stil, aus den Inszenierungen von Joachim Herz (Leipzig), Patrice Chereau, Herbert Wernecke (Brüssel/ Frankfurt), Achim Freyer (Los Angeles)).

Joachim Rathke
Heike Mondschein
Laboe, 26.11.2010


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